Male was du nicht sagen kannst
Für Menschen, die traumatische Erlebnisse durchgemacht haben, sei es durch Krieg, Misshandlungen und Verluste, ist es zumeist schwer über ihre seelischen Schmerzen zu sprechen. Zu groß ist die Angst in Tränen auszubrechen, ihre Schwäche, ihre Hilflosigkeit zu zeigen.
Das Spielen mit Farbe auf der Leinwand macht Freude und öffnet die Blockaden oft ganz unbemerkt. Das Bild wird zum Spiegel der inneren Befindlichkeit, zum Spiegel der Ängste, zum Spiegel der Träume und Sehnsüchte.
Du hast kein Wort gesagt, doch die Leinwand hat dich in deiner Stimmung angenommen.
Sehen und gesehen werden
Flucht – verlorene Heimat – gelandet in Österreich – untergebracht in einer Flüchtlingseinrichtung. Immer wieder kommen Menschen zu uns in den Pavillon VI um zu sehen wie Asylwerber wohnen und um einen Eindruck zu bekommen, was für Menschen sich hinter dem Wort „Flüchtling“ verbergen – die Meldungen in manchen Medien verunsichern.
Bei unseren Begehungen vermischen sich stets Neugierde und Mitleid mit einer gewissen Scheu vor dem Unbekannten. Es bleibt so immer bei einer Besichtigung. Sich kennenlernen schaut anders aus.
Bei manchen Muslimen ist es nicht erwünscht, dass Männer und Frauen einander in die Augen sehen – und die Besucher sehen auch nur oberflächlich über die Fremden hinweg.
Als wir eine Oberstufenklasse aus Florida zu Besuch hatten, bot sich die Gelegenheit gemeinsam zu Malen. Porträt. Da kannst du nicht wegsehen, da musst du dein Gegenüber genau betrachten, seine Augenfarbe erkennen, den Abstand von der Nasenwurzel zur Oberlippe, der Augenbrauen. Durch die genaue Betrachtung erspürst du automatisch die Person. Der Versuch ist geglückt. So gelingen Begegnungen, so bleiben tiefe Eindrücke.
Im Rahmen eines EU-Projektes findet die nächste Portät-Malaktion statt.
Die Ergebnisse werden am 18. Jänner 2018 im Rahmen einer Vernissage in der VHS Hietzing gezeigt.